Die Wirtschaftsbaumart Fichte bildet auf vielen Standorten ein flaches Wurzelsystem aus. Dies und ihre Winterbegrünung sorgen für eine hohe Anfälligkeit für Windwurf und -bruch. Auch die Standfestigkeit der tiefer wurzelnden Douglasie ist noch nicht vollends erforscht. Sie verträgt zwar stärkere Trockenheit als die Fichte, jedoch steigt mit dem Klimawandel die Gefahr für lange Trockenperioden und starke Stürme. Durch den Temperaturanstieg und kürzere Frostperioden verbessern sich außerdem die Lebensbedingungen vieler Baumschädlinge, die so eine weitere Generation pro Jahr hervorbringen können. Nur angepasste, vitale Waldbestände werden unter den verschärften Umweltbedingungen fortbestehen können.
In den letzten Jahren erfolgten daher vielerorts waldbauliche Maßnahmen, um die Stabilität der Waldbestände insgesamt zu erhöhen: Erhöhung des Laubbaumanteils, Umbau zum Mischwald und damit einzelstammweise Erziehung auch bei Nadelbäumen. Dies führt zur Ausbildung großer Baumkronen und weiter Jahrringe. Die Ästigkeit nimmt zu, während die Holzdichte sinkt. Die Folge sind verringerte Festigkeiten, wodurch das geerntete Rohholz nicht mehr die Sortierkriterien erfüllt, die für hochwertige Holzprodukte wie statisch hoch belastbares Bauholz aktuell gelten.
Wie lässt sich also die Versorgung mit Bauholz und anderen hochwertigen Nadelholzprodukten in Zeiten des Klimawandels sicherstellen? Dieser Frage geht ein interdisziplinäres Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen sowie der Georg-August-Universität Göttingen auf den Grund.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgen dabei zwei Ansätze: Einerseits werden sie ein an den Klimawandel angepasstes Waldbaukonzept für Nadelbäume entwickeln, um auch in Zukunft eine möglichst hohe Rohholzqualität sicher zu stellen. Andererseits versuchen sie die Sortierverfahren so zu optimieren, dass auch geringerwertiges Rohholz für anspruchsvolle Holzwerkstoffprodukte genutzt werden kann.