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Pilzmyzelbasierte Wärmedämmstoffe mit optimierten Eigenschaften für die Bauindustrie und weitere Branchen

Projektstart /

Wie kann man besonders nachhaltige Wärmedämmstoffe für Gebäude herstellen? Mit Pilzen! Gemeinsam mit dem Braunschweiger Start-up »YcoLabs« nutzen wir das organische Wachstum von Pilzmyzel als natürliches Bindemittel, um pflanzliche Reststoffe wie Hanfschäben, Holzspäne oder Elefantengrasfasern zu Dämmstoffen zu verarbeiten. Besonderer Vorteil: Man kann die Dämmstoffe in quasi jede beliebige Form und Größe wachsen lassen. Dadurch sind sie sehr vielseitig einsetzbar. Um die Leistungsfähigkeit der Pilz-Dämmstoffe zu demonstrieren, stellen wir Prototypen für ein Anwendungsbeispiel her und testen sie in der realen Einsatzumgebung. In nachfolgenden Pilotprojekten mit der Bauindustrie möchten wir die Dämmstoffe zu verschiedenen, marktfähigen Produkten weiterentwickeln. Damit tragen wir dazu bei, den Anteil von nachwachsenden Rohstoffen in Gebäuden zu erhöhen und somit Klima- und Umweltschutzziele zu erreichen.

Das Foto zeigt eine 1 x 1 Meter große und 9 cm starke Platte mit beige-hellbrauner Farbe, die auf einem Tisch liegt. Im Hintergrund ist eine Plattenpresse zu sehen.
© Fraunhofer WKI
Frisch gepresst: Prototyp einer Pilzmyzel-Wärmedämmplatte

Das Startup YcoLabs hat die Aufgabe, ausgewählte Testsubstrate zu sterilisieren, mit Pilzmyzel anzuimpfen, kontrolliert durchwachsen zu lassen (Inkubation) und diese Prozessschritte zu optimieren. YcoLabs greift dazu unter anderem auf die Infrastruktur der Protohaus gGmbH (Biolab/Pilzwerkstatt) zurück. Mit einer am Fraunhofer WKI entwickelten Technologie werden diese myzelbasierten Materialien partiell verdichtet, getrocknet und inaktiviert. In der ersten Projektphase hat das Projektteam auf diese Weise bereits erfolgreich erste myzelbasierte, thermisch isolierende Materialien entwickelt. 

In der zweiten Projektphase widmet sich das Projektteam der Weitentwicklung des Verfahrens hinsichtlich:

  • Senkung der Produktionszeit
  • Verbesserung des Brandschutzes
  • Optimierung von weiteren technischen Eigenschaften wie Druckfestigkeit und Wasserstabilität

Ziel ist die Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit zu herkömmlichen Wärmedämmstoffen für Gebäude aus fossilen und endlichen Rohstoffen wie EPS (Styropor), Glaswolle oder Mineralwolle. Außerdem möchten wir mit pilzmyzelbasierten Dämmstoffen eine nachhaltigere Alternative zu bisher verfügbaren organischen Dämmstoffen bieten.

Myzelbasierte Wärmedämmstoffe eignen sich sehr gut für Leichtbauanwendungen. Durch die Wahl der Substrate sowie durch verfahrenstechnische Einstellungen lassen sich verschiedene Rohdichten erzielen (ca. 100 bis 200 kg/m3). 

Form und Stabilität erhalten die Platten und Formkörper allein durch die Bindekräfte des Pilzmyzels. Durch den Verzicht auf synthetische Bindemittel können Emissionen von gesundheitskritischen Stoffen wie Formaldehyd sowie weiteren flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) vermieden werden. 

Besonderer Vorteil von myzelbasierten Wärmedämmstoffen: Sie sind vollständig und unproblematisch biologisch abbaubar. Daher können sie einfach und vergleichsweise günstig entsorgt werden.

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