#WeKnowWood: Kiefernkompetenz des Fraunhofer WKI auf der LIGNA 2023

Pressemitteilung /

Anhand einer Wand aus einem Mehrlagenverbundwerkstoff sowie einem Deckenbalken zeigen die Forschenden des Fraunhofer WKI auf der LIGNA 2023 Verwertungsmöglichkeiten für Kiefernholz. Die Demonstratoren sind das Ergebnis aus zwei aktuellen Forschungsprojekten am Fraunhofer WKI. Das »Zukunftsholz« Kiefer ist flächenmäßig eine der bedeutendsten Baumarten in Norddeutschland und kommt mit dem Klimawandel relativ gut zurecht. Da Kiefernholz künftig verstärkt zur Verfügung stehen wird, arbeiten die Forschenden daran, Anwendungsfelder mit hohem Erlöspotenzial für die Bau- und Fahrzeugindustrie zu erschließen.

Das Foto zeigt eine Schälmaschine, aus der das geschälte Furnier herausquillt und sich in Lagen auf dem Fußboden sammelt.
© Fraunhofer WKI | Manuela Lingnau
Mit Schälversuchen ermitteln die Forschenden den optimalen Prozess, um hochqualitative Furniere aus Kiefernstarkholz herzustellen, die sich für die Fertigung von Werkstoffen für tragende Zwecke eignen.
Das Foto zeigt einen Balken aus Kiefern-Furnierschichtholz.
© Fraunhofer WKI
Mit einem Deckenbalken aus Kiefern-Furnierschichtholz zeigen die Forschenden des Fraunhofer WKI auf der LIGNA 2023 Verwertungsmöglichkeiten für Kiefernholz.
Die 3D-Computergrafik zeigt eine Raumecke mit Querschnitt durch Wand, Decke und Fußboden.
© Fraunhofer WKI | Manuela Lingnau
Mit dem Highlight »Multimaterialmodell Wand I Decke I Dach« zeigen die Forschenden des Fraunhofer WKI gleich acht Innovationen für die Bauindustrie.

Auf der derzeit stattfindenden LIGNA 2023 zeigt das Fraunhofer WKI das »Multimaterialmodell Wand I Decke I Dach«, bei dem eine Wand und ein Deckenbalken aus Kiefern-Furnierschichtholz besteht. Vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen gilt die Waldkiefer als »Zukunftsbaum«. Kiefern wurden nach dem zweiten Weltkrieg vor allem in Norddeutschland gepflanzt und werden nun relativ gleichzeitig hiebsreif. Da nicht alle Bäume zur selben Zeit gefällt und verarbeitet werden können, wird in Zukunft auch Kiefernstarkholz zur Verfügung stehen. Die optimalen Einsatzmöglichkeiten von Kiefernholz sowie Kiefernstarkholz untersuchen die Forschenden am Fraunhofer WKI derzeit in zwei Forschungsvorhaben mit Projektpartnern.

 

Digitale Wertschöpfungskette für den kieferbasierten Holzbau (Projekt »DiKieHo«)

Das Fraunhofer WKI arbeitet mit der Technischen Universität Berlin und dem Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik an einem optimierten zukunftsfähigen Wertschöpfungssystem für den mehrgeschossigen Holzbau aus Kiefernholz in der Region Berlin-Brandenburg. »Ziel der Forschung in unserem Technikum ist die Entwicklung von neuen Holzwerkstoffen aus regionalem Kiefernholz. Für die Analysen im Projekt wurde die Region Berlin-Brandenburg ausgewählt, da sie modellhaft ist, was das Vorkommen und die Verwendung von Kiefernholz betrifft«, erläutert Dr. Dirk Berthold, Fachbereichsleiter am Fraunhofer WKI.

In einem systemischen Ansatz untersuchen die Forschenden das Zusammenwirken der Material- und Informationsflüsse zwischen den Akteuren. Dabei ermitteln sie Potenziale zur Kooperation und deren Wirkung im industriellen Kontext des mehrgeschossigen Holzbaus. Die Forschungsergebnisse sollen perspektivisch an weitere Zielregionen angepasst und hochskaliert werden.

In der Wertschöpfungskette betrachten die Forschenden Aspekte wie die Nutzung regionaler Rohstoffe, die optimale Ausnutzung der Sortimente sowie die Erzeugung hochqualitativer Holzbauelemente. Des Weiteren werden die Errichtung klimafreundlicher Gebäude, die Stärkung einer klimaneutralen Metropolregion und die Schaffung effektiver geschlossener Ressourcenkreisläufe analysiert.

 

Mehrlagenverbundwerkstoffe aus Kiefernstarkholz-Sortimenten (Projekt »KiefernStolz«)

»In unserem Projekt ›KiefernStolz‹ geht es um eine hochwertige Verwertung von Kiefernstarkholz. Dieses wird künftig in großen Mengen zur Verfügung stehen, die Erfahrungen für den Einsatz sind allerdings gering. Daher wollen wir im Projekt erproben, wie sich dieses Sortiment wertschöpfungsoptimiert verarbeiten lässt«, erläutert Dr. Berthold.

Der Projektpartner Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt untersucht die Nutzungspotenziale und waldbaulichen Strategien zur optimalen Ausnutzung von Kiefernstarkholz. An der Georg-August-Universität Göttingen werden Analysen der Wertschöpfungspotenziale von Kiefernstarkholz in Nordwestdeutschland durchgeführt sowie eine sichere sowie umwelt- und bestandsschonende Starkholzernte unter Abbildung der gesamten Prozesskette untersucht. Ebenfalls werden dort Produkte aus Kiefernstarkholz identifiziert und entwickelt.

Im Technikum des Fraunhofer WKI entwickeln die Forschenden Mehrlagenverbundwerkstoffe aus Kiefernstarkholz-Sortimenten, die sich aus den Untersuchungen der Projektpartner ergeben. Diese umfassen typische, zu erwartende Stärken- und Qualitätsklassen.

»Entscheidend für den Erfolg unseres Vorhabens ist es, die spezifischen Eigenschaften der Kiefer sowie deren Qualitätsklassen zu erfassen und die Prozessführung entsprechend anzupassen. Die Holzart und Qualität haben Einfluss auf die verfahrenstechnische Verarbeitung. Bei verklebtem Kiefernholz können aufgrund des hohen Harzgehaltes Probleme in der Leimfuge oder Oberfläche durch Ausharzungen und Delaminierung auftreten. Daher werden wir unterschiedliche, industriell gebräuchliche Klebstoffsysteme für die Verklebung der Kiefernholzfurniere erproben«, beschreibt Dr. Nina Ritter, Gruppenleiterin am Fraunhofer WKI, das Vorgehen.

Dr. Berthold ergänzt: »Wir nutzen außerdem Klebstoffe auf Basis von MDI-Präpolymeren und Urethanpolymeren, die im Rahmen des Gesamtvorhabens an der Universität Göttingen untersucht und modifiziert werden. Sie könnten sich als technisch vorteilhaft erweisen und sind formaldehydfrei. Ziel ist es, den Holzwerkstoffherstellern eine Umstellung ihrer Produktionslinien von Fichte auf Kiefer ohne große Prozessanpassungen zu ermöglichen«.

Um das anfallende Kiefernholz möglichst effizient zu nutzen, wird im Projektteam die Herstellung und Verarbeitung von Splint- und Kernholzfurnieren erprobt. Plattenförmige Werkstoffe bzw. Bauteile stellen die Forschenden im Heißpressverfahren her. Eine Wand aus einem Furnierschichtholzstoff (Laminated Veneer Lumber – LVL), bei dem die Furniere parallel liegend verleimt werden, konnte bereits erfolgreich hergestellt werden und ist derzeit auf der LIGNA 2023 zu sehen.

Die erzielbaren Werkstoffeigenschaften der verschiedenen Produkttypen hinsichtlich hygrischer und mechanischer Beanspruchung werden im weiteren Projektverlauf mittels standardisierter Prüfungen analysiert und optimiert.

Live erleben auf der LIGNA 2023

Die Furnierschichtholzwand sowie ein Deckenbalken aus Kiefer werden im Rahmen des »Multimaterialmodells Wand I Decke I Dach« auf der LIGNA 2023 vorgestellt. Das Fraunhofer WKI präsentiert seine Innovationen in Halle 26, Stand B 78. Mitaussteller ist der Internationale Verein für Technische Holzfragen e. V. (iVTH). 

Mehr Informationen zum Messestand: www.wki.fraunhofer.de/ligna-2023

Die LIGNA ist die Weltleitmesse für Werkzeuge, Maschinen und Anlagen zur Holzbe- und -verarbeitung und findet vom 15. bis 19. Mai 2023 in Hannover statt. 

Förderung

Das Projekt »DiKieHo« wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. gefördert. Das Projekt ist in der Förderdatenbank der FNR gelistet (Förderkennzeichen 2221HV082A und B).

Das Projekt »KiefernStolz« wird durch den »Waldklimafonds« gefördert, einem gemeinsamen Förderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Projektträger ist ebenfalls die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Das Projekt ist in der Förderdatenbank der FNR gelistet (Förderkennzeichen 2220WK01A3 bis E3).

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)
Waldklimafonds

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